Einführung: Grundwasserabsenkung – Ursachen und Lösungsansätze

Anmerkung: Die folgenden Ausführungen sind auf dem Stand 2006. Durch das NoRegret-Projekt der Landwirtschaftskammer Uelzen (www.lwk-niedersachsen.de/noregret) sind zahlreiche Fakten zu den geschilderten Zusammenhängen genauer untersucht worden. Unseres Erachtens modifizieren die NoRegret-Projektergebnisse unsere Aussage in manchen Punkten, bestätigen sie jedoch grundsätzlich.

Ursachen – Stand des Wissens

Die Ursache ist ein seit längerem absinkender Grundwasserstand im gesamten Bereich Göhrde-Drawehn, der sich über die Landkreise Lüchow-Dannenberg, Lüneburg und Uelzen (und etwas Gifhorn) erstreckt. Die regelmäßigen Messungen weisen seit den 1970er Jahren ein Absinken um durchschnittlich 50 cm pro Jahrzehnt nach. Da das Grundwassersystem langsam reagiert, ist für die nächsten Jahre ein weiteres Absinken vorgezeichnet. Das Problem betrifft nicht nur den Kateminer Mühlenbach, sondern – in mehr oder weniger dramatischer Form – alle im Drawehn entspringenden Mühlenbäche.
Die Gründe für die sinkenden Grundwasserstände sind ebenfalls unbestritten. Es handelt sich nicht um ein natürliches Klimaphänomen, da Grundwasserneubildungsrate im fraglichen Zeitraum nicht zurückgegangen ist. Sie hat – mit Schwankungen – sogar eher zugenommen. Die Gründe sind somit menschengemacht: Die Grundwasserentnahmen sind höher als die Neubildung. Die Grundwasserentnahmen bestehen, in Reihenfolge der absteigenden Menge, aus landwirtschaftlicher Beregung, industriellen Entnahmen (vor allem MOLDA Dahlenburg), Entnahmen zur Trinkwasserversorgung und der natürlichen Verdunstung der bachbegleitenden Vegetation.
Auf der anderern Seite wird die Grundwasserneubildung durch die vorherrschenden Kiefernkulturen auf den sandigen Drawehnböden erschwert, die Ende des 19. Jahrhunderts auf den damaligen Heideböden angelegt wurden. Der Nadelbestand der Kiefern sorgt für ganzjährige Verdunstung des Niederschlags. Die Drahtschmielenvegetation und der Rohhumus des Kiefernwaldbodens saugen zudem Niederschläge auf, ohne sie in den Unterboden weiterzuleiten, und verdunsten sie wieder. Unter Buchenwald, der auf dem Drawehn ebenfalls gedeiht, wäre die Grundwasserneubildung um 100 mm/Jahr höher.


Lösungsmöglichkeiten

Ein weiteres Austrocknen der Drawehn-Bäche kann nur dadurch vermieden werden, dass Grundwasserentnahmen und -neubildung wieder in ein Gleichgewicht kommen, so dass ein ausreichender natürlicher Abfluss sichergestellt ist. Dazu müssen die Entnahmen verringert und / oder die Neubildungsrate erhöht werden.
Die Grundwasserneubildung lässt sich durch Umwandlung der Nadelwälder in Laubwälder erhöhen. Die Unterpflanzung mit jungen Buchen beginnt nach 10-15 Jahren zu wirken, wenn sich der Waldhumus durch Beschattung umwandelt.
Die Entnahmen lassen sich schneller verringern als die Neubildung erhöhen. An den landwirtschaftlichen und industriellen Grundwasserentnahmen hängen aber wirtschaftliche Existenzen. Wer hier Verzicht fordert, macht sich unbeliebt.


Unser Ansatz

Unser Grundgedanke ist, dass sich die Grundwasserentnahmen nur durch ein verändertes, nachhaltiges Wirtschaften verringern lassen, bei dem wirtschaftliche Existenz nicht mehr durch Raubbau an der natürlichen Ressource Grundwasser gesichert wird. Wir wollen aufzeigen, wie sich mit der natürlichen Schönheit eines intakten Bachtales mindestens die gleiche Wertschöpfung erzielen lässt wie mit Raubbauwirtschaft.
Als Weg dazu sehen wir grundwasserschonenden Landbau im Verbund mit sanftem Tourismus sowie ein attraktives Gemeinschaftsleben für junge Familien, die aus der Stadt aufs Land ziehen und ihre Arbeitsplätze „mitbringen“.

Beregnungseinspruch

Daß der Kateminer Mühlenbach seit den 1990er Jahren jeden Sommer streckenweise austrocknet, ist für uns ein „wunder Punkt“ und war ein wichtiger Anlaß für das Projekt „Kateminer Mühlenbachtal“. Ende 2000 erfuhren wir dann von zwei Anträgen auf große neue Beregnungsentnahmen im Einzugsbereich des Baches: ein Landwirt aus Nahrendorf im Landkreis Lüneburg beantragte 100.000 m? jährlich auf über 200 ha, und eine gewerbliche GmbH aus dem Landkreis Vechta-Cloppenburg beantragte in Quarstedt, Landkreis Lüchow-Dannenberg (Nordbereich des Tales – Biosphärenreservat) 122.000 m? jährliche Entnahme aus einem Brunnen, der nur 100m vom Bach entfernt liegt. Diese Entnahmen bedeuten eine Steigerung der Gesamtentnahmen im Talbereich um über 20% in einer Situation, in der der Grundwasserkörper schon deutlich überstrapaziert ist.
Die Projektgruppe hat gegen beide Anträge bei den betroffenen Landkreisen Einwand erhoben und hierzu den Stand der gesamten Beregnungsentnahmen im Talbereich recherchiert. Der Antrag in Quarstedt ruht derzeit von Seiten des Antragstellers; der Antrag in Nahrendorf wurde dagegen am 5. Juni 2001 mit geringen Abstrichen und ohne Auflagen genehmigt. Im folgenden veröffentlichen wir den Text unserer Einwendung [einwand_beregnung.pdf] gegen den Antrag Nahrendorf sowie den Ablehnungsbescheid [uwbbescheid.pdf] der Unteren Wasserbehörde Lüneburg, gegen wir über den Verein ÖkoMUT e.V. Widerspruch [widerspruch.pdf] eingelegt haben.
Der Vorgang wurde Anfang Oktober 2001 an die Bezirksregierung Lüneburg (Obere Wasserbehörde) weitergeleitet, die den Widerspruch sieben Monate später ablehnte. In der Begründung [widerspruch_ablehnung.pdf] führt die Behörde aus, die Fläche liege 4 km von der Wasserentnahme entfernt; eine direkte Auswirkung sei jedoch maximal bis 500 m Entfernung zu erwarten; der ÖkoMUT e.V. sei daher nicht widerspruchsberechtigt.

Die Bezirksregierung hat dabei jedoch unsere Problemsicht bestätigt:

„Unabhängig von dieser Entscheidung ist sich die Bezirksregierung Lüneburg durchaus der vorliegenden Problematik der angespannten Grundwassersituation im betreffenden Gebiet bewußt.
Aus diesem Grunde wird von mir eine Besprechung mit den betreffenden Landkreisen angeregt, um eine zukünftige Regelung zu finden, mit dem Ziel die Fördermengen zu beschränken, um die Gesamtfördermenge im Gebiet zu reduzieren.“
(Seite 3 der Begründung [widerspruch_ablehnung.pdf])
Neben Dokumenten zu diesem Verfahren veröffentlichen wir eine Karte der gegenwärtigen Beregnungsentnahmen [karte_beregnung.pdf] im Talbereich.

Weitere Hintergrundmaterialien zum Herunterladen

Grundwasserisohypsenplan und Grundwasserstandsmessstellen auf dem Drawehn sowie Darstellung der Situation der Grundwassergewinnung (Stand 1986 – Auszug aus Wasserwirtschaftlichem Rahmenplan Obere Elbe) [ww-rahmenplan.pdf]

Grundwasser-Ganglinien der Pegel Dübbekold F1 und F2 sowie Katemin 1970-1999 [grundwasserganglinien.pdf]

Gerd Brühmann (ehem. Gewässerkundlicher Landesdienst) (2000): Empfehlungen zur Vorgehensweise im Kateminer Mühlenbachtal angesichts fortschreitender Grundwasserabsenkung [bruehmann.pdf]

Beregnungsentnahmen im Kateminer Mühlenbachtal [karte_beregnung.pdf]

Kateminer Mühlenbachtal e.V., c/o Buchberg 9, 29456 Hitzacker, Tel/Fax: 05862 -94110-33/35 • eMail senden
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